Was haben Spongebob und 80er-House gemeinsam?
Squat-Raves, Acid-House und endlose Nächte – doe 80er Jahre in London waren ein rebellischer Tanz. "House Arrest" von Krush war der Soundtrack, und sein Echo hallt bis heute nach.
Squat-Raves, Acid-House und endlose Nächte – doe 80er Jahre in London waren ein rebellischer Tanz. "House Arrest" von Krush war der Soundtrack, und sein Echo hallt bis heute nach.
Von Acid-House über New Beat und Synthie Pop bis Detroit. Dieses Radio ist eine Zeitreise in das erste Jahrzehnt der Technomusik. Jetzt hier einschalten!
Das viktorianische Haus wirkte von außen wie ein Relikt vergangener Zeiten – einst prächtig, nun von Graffiti verziert und mit morschen Holzplanken gesichert. Der Zugang erfolgte über eine improvisierte Brücke, die zwischen zwei eingestürzten Treppenabschnitten gespannt war. Oben lebten Squatter, unten pulsierte das Leben. Die schweren Bässe eines House-Tracks vibrierten durch die Böden, als sich die Tür einen Spalt öffnete und der Geruch von Bier, Rauch und feuchtem Beton in die kalte Nacht hinausströmte. Wer hierherfand, gehörte dazu.
Plötzlich hallte eine Stimme aus den Boxen: "We got this house under arrest, I know you gonna dig this! Bug on out, bug on out, bug on out!"
Ein Sound, der die Atmosphäre jener Zeit perfekt einfing – die Kombination aus Acid, Funk und der Rebellion der Nacht. Die Menge reagierte sofort auf "House Arrest". Jeder kannte die Zeilen, jeder fühlte den Vibe. Die Beats fesselten die Körper, während sich der Raum mit ekstatischen Bewegungen füllte.
Mark Brydon entwickelte sich zu einem der einflussreichsten Produzenten der britischen Musikszene. Nach Krush gründete er mit Róisín Murphy das Duo Moloko, das in den 90ern mit Tracks wie "Sing It Back" weltweiten Erfolg feierte. Nach der Trennung der Band zog er sich zunehmend zurück, arbeitete aber weiterhin an Remixen und betreibt heute ein eigenes Studio. Als DJ nennt er sich DJ Plankton. Ob bewusst oder zufällig in Anlehnung an den Erzfeind von Spongebob, das ist nicht klar. Sein Auftritte als DJ sind auch eher selten.
Mark Gamble scheint sich aus dem Musikgeschäft weitgehend zurückgezogen zu haben. Gelegentlich meldet er sich mit politischen Kommentaren auf Social Media zu Wort und äußert sich kritisch über die britische Regierung. Dennoch tauchte sein Name 2021 auf der Techno-Compilation "Bio Rhythm 3: Re-Indulge" auf, was zeigt, dass er der Musikszene nie völlig den Rücken gekehrt hat.
Cassius Campbell ist weitgehend untergetaucht. Über seine Aktivitäten nach Krush gibt es kaum Informationen, und es scheint, als hätte er sich gänzlich aus der Öffentlichkeit verabschiedet.
Ruth Joy, die Stimme von House Arrest, startete 1989 eine Solokarriere mit der Single "Don't Push It", die es auf Platz 66 der UK-Charts schaffte. Es folgten "Soul Power" und "Feel" (1991, UK #67). 1992 veröffentlichte sie ihr Soloalbum "Pride and Joy", das ihre bisherigen Singles und weitere Songs enthielt. Trotz ihres Talents konnte sie sich nicht dauerhaft in der Musikbranche etablieren. Interessanterweise wurde sie oft fälschlicherweise mit Ann Saunderson verwechselt, einer anderen britischen Dance-Sängerin. Ann Saunderson stellte jedoch klar, dass sie nie unter dem Namen Ruth Joy auftrat. Über Ruth Joys spätere Jahre gibt es kaum Informationen, und es scheint, als habe sie sich aus dem Musikgeschäft zurückgezogen.
In den späten 80ern explodierte eine Bewegung, die London für immer verändern sollte. Die Acid-House-Partys der späten 80er waren nicht nur wilde Nächte voller Techno und Ekstase, sie waren auch eine politische Botschaft. In einer Zeit, in der die Margaret Thatcher-Regierung den urbanen Raum privatisierte und Gentrifizierung ganze Viertel aushöhlte, eroberten Kreative, Außenseiter und Visionäre die leerstehenden Lagerhallen und Wohnhäuser zurück. Ihre Waffen? Massive Soundanlagen, pulsierende Bässe und das unerschütterliche Recht auf Freiheit.
Ohne Social Media, ohne große PR-Kampagnen verbreiteten sich die Einladungen wie ein Flüstern durch Londons Untergrund. Treffpunkte wurden per Mundpropaganda weitergegeben, Telefonnummern auf zerknitterte Zettel gekritzelt. Man musste wissen, wo man suchen musste – und selbst dann war der Eintritt nicht garantiert. Die Codes für den Einlass änderten sich jede Woche, und wer nicht vertrauenswürdig erschien, blieb draußen.
Doch für diejenigen, die es hinein schafften, öffnete sich eine Parallelwelt: Dunkle Räume mit Graffiti-beschmierten Wänden, improvisierte Bars mit billigen Drinks, Matratzenlager für diejenigen, die von der Euphorie der Nacht übermannt wurden.
Viele, die in den besetzten Häusern Londons lebten, waren irische Emigranten, die in den 80ern aus wirtschaftlicher Not nach England kamen. Sie fanden nicht nur Wohnraum in leerstehenden Gebäuden, sondern erschufen eine alternative, anarchische und kreative Lebensweise.
Musiker, Künstler und Performer fanden in den Squats einen Ort, um ihre Kunst auszuleben, Studios einzurichten und Partys zu veranstalten. Eine Band die ihre Squatter-Wurzeln nie verheimlicht hat, sind die Thompson Twins.
Die 80er waren eine Zeit des Umbruchs. Während sich der Mainstream auf kommerzielle Clubs fokussierte, fanden sich die wahren Innovatoren in dunklen Lagerhallen, leerstehenden Bürogebäuden und besetzten Wohnungen. Die illegalen Raves, die in den frühen 80ern begannen, gipfelten im großen House-Explosionsjahr 1988.
Was einst eine Hochburg für Squatter, Künstler und Freiheitsliebende war, ist heute eine der begehrtesten Gegenden Londons. Wo früher Lagerhallen unter der Wucht von Techno vibrierten, stehen nun Luxusapartments. Doch trotz aller Veränderungen gibt es einen unzerstörbaren Kern: die Sehnsucht nach Freiheit, nach klanglicher Ekstase, nach Orten, die keine Regeln kennen. Die Raves der 80er sind heute nur noch Legende.
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