Wie sieht es bei The Mission aus?
Diese Woche, beim WGT, wird über die Zukunft der Band sicher wild diskutiert. Zeitgleich konzertiert sich der Frontmann auf sein Nebenprojekt – wie könnte es weitergehen?
Diese Woche, beim WGT, wird über die Zukunft der Band sicher wild diskutiert. Zeitgleich konzertiert sich der Frontmann auf sein Nebenprojekt – wie könnte es weitergehen?
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Wenn sich Leipzig in wenigen Tagen erneut schwarz kleidet, wenn Reifröcke und Nietengürtel im Clara-Zetkin-Park flanieren und auf dem Agra-Gelände die tiefen Bässe der Schwarzen Szene pulsieren, dann ist Wave-Gotik-Treffen. Seit 1992 ist das WGT das große Wiedersehen der Gruftis, der Industrial-Fans und der Gothic-Veteranen. Und während 2025 wieder zehntausende Besucher in Leipzig feiern werden, ist ein Name zwar nicht im Line-up zu finden – aber dennoch allgegenwärtig: Wayne Hussey. Denn auch wenn The Mission nicht auf den Bühnen des diesjährigen WGT stehen, sind sie fester Bestandteil der Szene-Geschichte, die hier gefeiert, gelebt und weitergetragen wird. Grund genug, sich diesem faszinierenden Musiker zu widmen, der die Szene seit den 80ern geprägt hat wie kaum ein anderer. Und der aktuell zwischen zwei Welten steht: der düsteren Rockbühne der Vergangenheit und einem neuen, beinahe spirituellen Musikprojekt namens Archèometre.
Wer The Mission verstehen will, muss mit den Sisters of Mercy beginnen. Dort stieg Wayne Hussey Anfang 1984 ein, nachdem er zuvor unter anderem bei Dead or Alive gespielt hatte. Bei den Sisters of Mercy war er mehr als nur Gitarrist: Wayne Hussey schrieb etwa die Hälfte der Songs auf dem stilbildenden Album "First and Last and Always". Er brachte Melodie, Struktur und Tiefe in den düsteren Sound der Band. Gemeinsam mit Bassist Craig Adams wurde er zum kreativen Gegenpol von Frontmann Andrew Eldritch. Doch zwei starke Köpfe in einer Band? Das ging nicht lange gut. Bereits während der "Tune in, turn on, burn out"-Tour 1985 kriselte es gewaltig. Der Bruch kam heftig: Wayne Hussey und Craig Adams verließen die Band. Andrew Eldritch ging umgehend in einen Rechtsstreit.
Noch im selben Jahr gründeten Wayne Hussey und Craig Adams ihre eigene Band: The Mission. Der Name war Programm. Sie wollten nicht nur Musik machen, sondern ihre eigene Vision in die Welt tragen. Bereits mit dem Debütalbum "God's Own Medicine" (1986) etablierten sie ihren Sound zwischen Gothic Rock, Wave und hymnischem Pathos. Songs wie "Wasteland" oder "Severina" wurden zu Szene-Klassikern. Der kommerzielle Durchbruch gelang 1988 mit dem Album "Children". Die Single "Tower of Strength" stieg auch in Deutschland in die Charts. Im Gegensatz zu Andrew Eldritchs Sisters of Mercy, die sich immer weiter zur Ein-Mann-Show entwickelten, war The Mission eine Band zum Anfassen, nahbar, energiegeladen. Wayne Hussey wurde zum charismatischen Gegenentwurf zu Andrew Eldritch.
Auch wenn The Mission nicht zu den klassischen WGT-Dauergästen zählen, standen sie 2017 beim Wave-Gotik-Treffen auf der Bühne. Und rissen ihre Fans zu Schweiß und Freudentränen hin. Der Gruftbote schrieb: "The Mission haben schlichtweg den Laden gerockt, genauso wie es sich für Rockstars dieser Kategorie gehört. Beide Daumen hoch für Wayne Hussey, der für sich in Anspruch nehmen darf, der größtmögliche Gegensatz zu Andrew Eldritch zu sein. Und das ist ein sehr, sehr großes Kompliment." Ein Auftritt voller Energie, Nostalgie und schwarzem Glanz – genau das, was die Szene liebt.
Nach der großen Mission-Tour 2023, die im Londoner Roundhouse endete, wurde es still um Wayne Hussey. Weder auf der Website noch in den sozialen Medien gab es Neuigkeiten. Viele fragten sich: War das der Abschied? Doch dann erschien leise, fast wie ein Gegenentwurf zur bombastischen Bühnenzeit: Archèometre. Gemeinsam mit dem Musiker Cin Cocina veröffentlichte Wayne Hussey Ambient-Stücke wie "Atlantis", "Divine Intervention" und "Ashtar". Lange Tracks, jenseits klassischer Songstrukturen. Musik zum Eintauchen, nicht zum Hüpfen.
"Es ist Musik zum Beruhigen, Heilen, ein Balsam, um Körper und Geist zu entspannen." Archèometre ist nicht die Zukunft von The Mission – es ist ein neuer Pfad, ein Seitenprojekt, vielleicht ein Rückzugsort. Und während andere 80er-Grudties den Ruhestand planen, entdeckt Wayne Hussey noch einmal eine neue Klangwelt. Ohne Druck, ohne Chartambitionen. Aber mit Stil.
Aber seine Musik, seine Geschichte, sein Erbe wird da sein. Auf den Playlists der Szene-Clubs. In Gesprächen auf dem Agra-Zeltplatz. Im Klang der Gothic-Rock-Historie, die beim WGT nie weit entfernt ist. The Mission sind mehr als eine Band. Sie sind ein Gefühl. Ein Kapitel der schwarzen Musikgeschichte. Und Wayne Hussey ist ihr Erzähler. Ob mit Gitarre, Mikro oder Synth-Fläche – dieser Mann hat der Szene viel gegeben. Und tut es immer noch. Wenn auch nicht persönlich beim WGT 2025.
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