Suzanne Vega "Luka"
Suzanne Vega trifft im Treppenhaus auf den neunjährigen Luka. Diese Begegnung hinterlässt bei ihr einen bleibenden Eindruck und inspiriert sie zu einem Song über das schwierige Thema Kindesmissbrauch.
Suzanne Vega trifft im Treppenhaus auf den neunjährigen Luka. Diese Begegnung hinterlässt bei ihr einen bleibenden Eindruck und inspiriert sie zu einem Song über das schwierige Thema Kindesmissbrauch.
New York, Spätsommer 1983. Suzanne Vega wohnt im Stadtteil Chelsea, in einem etwas in die Jahre gekommenen Haus mit vielen Parteien. Sie lebt in einer Wohnung im Erdgeschoss, zusammen mit einer Mitbewohnerin.
Vega ist ein ziemlich gängiger Name in New York. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass in ihrem Briefkasten auch mal Post für Nachbarn mit demselben Nachnamen landet. Darunter befinden sich manchmal auch Kindercomics, die an „Luka Vega“ adressiert sind.
Eines Tages öffnet sie die Tür ihres Apartments und sieht einen Jungen am Aufzug warten. Sie schätzt, dass er etwa neun Jahre alt ist. „Ich glaube, ich habe dich hier noch nie gesehen. Wie heißt du?“ fragt Suzanne den Jungen. „Mein Name ist Luka“, antwortet er nur. In diesem Moment wird ihr klar, dass er das Kind sein muss, dessen Post sie ab und zu bekommt. Diese eigentlich flüchtige Begegnung im Treppenhaus wird Suzanne Vega nicht mehr vergessen.
Als sich Suzanne Vega Anfang der 80er die Songs von Lou Reed anhört, ist sie beeindruckt. Während andere über Herzschmerz und Party-machen singen, geht Reed in die Tiefe. Sie fragt sich, ob sie das auch kann. „Wie kann ich über ein Thema schreiben, über das niemand reden will?“
Der Junge am Aufzug, hinterlässt bei Suzanne Vega einen bleibenden Eindruck. Er wirkt einerseits zerbrechlich, andererseits stark und nachdenklich. Sie hat die Idee, einen Song über Kindesmissbrauch und häusliche Gewalt zu schreiben – aus der Perspektive eines Kindes. Der Name „Luka“ passt perfekt, da er sowohl für einen Jungen als auch für ein Mädchen stehen kann. Sie arbeitet mehrere Monate an dem Lied.
Irgendwann wird Suzanne Vega klar, dass der Song am stärksten wirkt, wenn das Kind sich selbst vorstellt und die Zuhörer direkt anspricht: „My name is Luka. I think you've seen me before“ – „Ich glaube, du hast mich schon mal gesehen“. Mit dieser Idee schreibt sie den Text innerhalb von nur zwei Stunden fertig und ändert danach nie wieder auch nur ein einziges Wort.
1985 erscheint das Debütalbum von Suzanne Vega. „Luka“ ist jedoch nicht darauf. Obwohl das Lied in der engeren Auswahl für das Album war, entscheidet sie sich gegen die Veröffentlichung. Einerseits fällt es Suzanne schwer, den Song in der Öffentlichkeit zu singen, andererseits zweifelt sie, ob überhaupt jemand ein Lied über ein so schwieriges Thema hören will. Ein Song über häusliche Gewalt und die Ausreden, die Betroffene erfinden, ist alles andere als leichte Kost.
Suzanne Vega findet das Thema wichtig, doch sie fragt sich: Warum sollten sich die Leute einen Song anhören, der ihnen keine gute Laune macht? Wahrscheinlich wäre der Song in der Versenkung verschwunden, doch dann ist da ihr Manager, Ron Rierstein. Er ist sich sicher: „Luka“ hat Potenzial und wird ein großer Hit. Er meint, die Welt braucht mehr Lieder, die ernste Themen ansprechen. Doch Suzanne Vega zweifelt immer noch: „Ich glaube nicht, dass ein Song etwas bewirken kann.“ Es kommt zum Streit zwischen den beiden – und am Ende setzt sich Rierstein durch ... zum Glück!
Suzanne Vega lag mit ihrer Einschätzung komplett falsch. Ja, natürlich kann über ernste Themen singen, die den Zuhörern keine gute Laune bereiten. Es gibt Lieder, die in Menschen etwas auslösen – auch etwas Trauriges – und die trotzdem, oder gerade deshalb, ein Hit werden. So wie „Luka“. Das Lied berührt viele Menschen. Sie schreiben Suzanne Vega Briefe, erzählen, wie sie durch das Lied ermutigt wurden, von ihren persönlichen Erfahrungen zu erzählen.
Dass Suzanne Vega bei der Veröffentlichung des Liedes in den 80er so lange gezögert hat, könnte auch daran liegen, dass das Lied viel persönlicher ist, als ihre Fans ahnten. Denn 2021 offenbart Suzanne Vega zum ersten Mal, dass der Song eigentlich von ihr selbst handelt: „In meiner Familie gab es häusliche Gewalt … Ich bin Luka.“
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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