Wake Me Up in Peking – 40 Jahre Wham! in China
Wie George Michael & Andrew Ridgeley mit Haarspray, Pop-Power und PR-Magie Weltgeschichte schrieben – und warum Jean-Michel Jarre eigentlich zuerst da war.
Wie George Michael & Andrew Ridgeley mit Haarspray, Pop-Power und PR-Magie Weltgeschichte schrieben – und warum Jean-Michel Jarre eigentlich zuerst da war.
Als Wham! im April 1985 nach China reisten, schrieben sie Popgeschichte. Doch der erste westliche Musiker, der live in China auftrat, war ein anderer: Jean-Michel Jarre. Schon 1981 spielte er vor Tausenden in Peking und Shanghai. Seine "Concerts in China" vermischten Elektronik mit chinesischer Klangwelt, wurden zum Meilenstein – musikalisch, kulturell und politisch. Trotzdem sind es oft Wham!, die im kollektiven Gedächtnis geblieben sind. Warum?
1981 gegründet, waren Wham! das perfekte Aushängeschild der bunten, konsumfreudigen Achtziger: stylisch, energiegeladen, immer ein bisschen over the top. Ihre größten Hits – „Wake Me Up Before You Go-Go“, „Freedom“, „Club Tropicana“ oder „Everything She Wants“ – sind heute feste Bestandteile jedes 80er-Themenabends.
George Michael – charismatisch, stimmsicher, sexy – und Andrew Ridgeley – charmant, sportlich, für die coolen Moves zuständig – waren das Dream-Team des MTV-Zeitalters. Ein bisschen wie die Beatles, aber mit mehr Sonnencreme und kürzeren Shorts.
Als Simon Napier-Bell, Whams Manager, die irre Idee hatte, George Michael und Andrew Ridgeley nach China zu bringen, klang das zunächst nach Science-Fiction. Doch durch 18 Monate zähe Verhandlungen, jede Menge „Working Lunches“ mit chinesischen Funktionären und ein wenig manipulative Dossier-Taktik (Queen sahen im Vergleich einfach „zu wild“ aus), wurde aus der Vision Realität.
Queen war tatsächlich auch im Rennen – doch Simon Napier-Bell präsentierte zwei Dossiers: eines mit Wham! als brave Mittelklasse-Jungs, das andere mit Freddie Mercury in Drag. Die Entscheidung der chinesischen Behörden fiel eindeutig aus: Wham! sollten Chinas musikalisches Fenster zur Welt sein.
Als Wham! auf die Bühne treten, ist das Publikum zögerlich. Kein Kreischen, kein Mitsingen. Nur Blicke, staunend, abwartend. 15.000 Zuschauer, viele Funktionäre und Soldaten. George Michael lächelt, Andrew Ridgeley winkt.
Die Show beginnt. Was wie ein musikalischer Austausch aussah, war auch ein diplomatischer Drahtseilakt. Wham! standen für westlichen Pop, aber eben auch für Unschuld, Fröhlichkeit, Unverbindlichkeit. Das überzeugte die chinesische Regierung mehr als die Rolling Stones oder Queen.
Der britische Simon Napier-Bell erzählte später, dass es eine gigantische PR-Operation war. Wham! wurden als brave Jungs inszeniert. Die chinesische Seite bekam Bilder von George Michael beim Teezeremoniell, nicht beim Feiern in London. Es funktionierte. Aber das Ergebnis war, zumindest in Peking, nicht überzeugend. Eher lahm.
Drei Tage später im Süden Chinas. Guangzhou (Kanton) ist offener, wärmer – im doppelten Sinne. Die Polizei lässt mehr Freiraum, das Publikum tobt. Sogar „Careless Whisper“ zündet wie eine Rakete, als George Michael mit nacktem Oberkörper in die Scheinwerfer tritt und das Saxofon säuselt. „Die letzten 30 Minuten waren die besten meines Lebens“, sagt Manager Simon Napier-Bell. Das Publikum tanzte, klatschte, schrie – es fühlte sich an wie ein echtes Popkonzert. Mission accomplished.
Als cleverer PR-Stunt wurden die Konzerttickets mit einer Kassette ausgegeben: Eine Seite Wham!-Hits im Original, die andere von der chinesischen Sängerin Cheng Fangyuan auf Mandarin interpretiert. Sozusagen: Freedom trifft Volkslied.
Heute sind diese Tapes begehrte Sammlerstücke – kleine Artefakte aus der Zeit, als Musik noch die Welt veränderte.
Mitte der 80er befand sich China in einem gewaltigen Wandel. Nach Jahrzehnten politischer Kampagnen (Kulturrevolution, Großer Sprung nach vorn) übernahm Deng Xiaoping das Ruder. Die Devise: "Reform und Öffnung". Der Sozialismus sollte modernisiert werden – mit marktwirtschaftlichen Elementen. Die Ein-Kind-Politik war 1980 eingeführt worden. Millionen Kinder wuchsen als Einzelkinder auf – die sogenannten "kleinen Kaiser". Die Generation der 80er war die erste, die in eine neue Welt hineingeboren wurde: mit Fernsehern, Jeans, westlichen Werbespots, dem ersten Kaugummi.
Viele Chinesen lebten noch in einfachen Verhältnissen: Plattenbauten, Volksschulen mit Drill, Rationierung in Teilen des Landes. Aber die Veränderung war spürbar. In den Städten entstanden Einkaufsstraßen, Jugendkultur, modische Experimente. Die Auftritte von Wham! waren da mehr als nur Konzerte. Sie waren eine kulturelle Zäsur. Zum ersten Mal sahen viele Chinesen, was Pop sein konnte: frei, laut, emotional, sexy. Der Auftritt wurde zu einer Initialzündung. Chinesische Rockmusiker wie Cui Jian nennen Wham! als Impulsgeber. Jugendzeitschriften begannen, anders zu schreiben. Friseursalons warben mit George Michael-Haarschnitten. Der Begriff "Popmusik" hielt Einzug ins kollektive Vokabular.
Schon 1981 reiste Jean-Michel Jarre nach China. Seine Konzerte in Peking und Shanghai waren Teil eines kulturellen Austauschs – Jean-Michel Jarre kombinierte seine Synthesizer-Klänge mit traditionellen Instrumenten, arbeitete mit chinesischen Musikern. Sein Album "The Concerts in China" erschien 1982 und gilt als erstes offizielles Livealbum eines westlichen Künstlers aus China. Aber im Gegensatz zu Wham! war Jean-Michel Jarre mehr Klangforscher als Popstar. Seine Musik schuf Atmosphären, seine Konzerte waren visuelle Erlebnisse. Doch seine Bedeutung für die Öffnung Chinas ist ebenso hoch einzuschätzen – wenn auch weniger laut.
Wham! lösten sich 1986 auf. George Michael wurde zur Ikone, mit Alben wie „Faith“ oder „Older“. Andrew Ridgeley zog sich zurück, kam aber später nochmal kurz zur Musik zurück. George Michael starb 2016, viel zu früh. Doch sein Vermächtnis lebt weiter – auch in China, wo ein Auftritt von zwei britischen Jungs einst mehr veränderte, als sie selbst wohl jemals dachten.
Und heute? Selbst junge Chinesen, die George Michael nie live erlebten, kennen noch immer „Last Christmas“ – Popgeschichte kennt eben keine Grenzen. Es sollte allerdings über zehn Jahre dauern, bis die nächste westliche Band in China spielen durfte (es waren Roxette, 1995). Doch Whams Wirkung war nicht zu übersehen: Jugendliche entdeckten Pop, Individualität und – ein bisschen – Rebellion.
Die Konzerte gelten bis heute als Symbol für Chinas Öffnung nach außen – kulturell wie wirtschaftlich. Denn Chinas Gesellschaft hat sich seit den 80ern tiefgreifend verändert. Die "kleinen Kaiser" von damals sind heute die sogenannte Sandwich-Generation: zwischen alternden Eltern und eigenen Kindern, zwischen Karriere, sozialen Erwartungen und wirtschaftlichem Druck. Die Urbanisierung, der Bildungsboom, aber auch die Altersarmut in ländlichen Regionen sind Folgen dieser Transformation.
Man sagt, die Zeit des Wham!-Konzerts teilt die Gesellschaft in zwei Lager: Die „Vor-80er“, geprägt von Entbehrung, Revolution und Mao-Kult. Sie lebten in einem agrarischen, nach innen gewandten Land, das dem Westen misstraute.
Die „Nach-80er“, geboren nach Mao Zedongs Tod, aufgewachsen in den ersten Jahren des Öffnungsprozesses. Sie hatten Zugang zu Bildung, Technik, besserer Versorgung – und bald auch zu Popkultur. Wham! in China, das war mehr als ein Konzert. Es war ein Versprechen: auf Offenheit, Wandel und gemeinsame Träume.
George Michael – da denken viele an Wham!, an das legendäre “Faith”-Album, das Video mit den Topmodels oder den Cruising-Skandal. Doch das ist nur ein kleiner Teil des Lebens dieses Ausnahmetalents. Der Podcast erzählt von seiner Karriere voller unglaublicher Höhen und dramatischen Tiefen – und von dem weitestgehend unbekannten Menschen hinter der glitzernden Pop-Fassade. „The Story of George Michael” geht auch der Frage nach: Wie kann es sein, dass auch dieser 80er-Megastar, genauso wie Michael Jackson, Whitney Houston oder Prince viel zu früh sterben musste? Und vor allem feiern wir in “The Story of George Michael” einen begnadeten Musiker, Sänger und Songwriter. Wie gut und wie außergewöhnlich talentiert dieser Mann wirklich wahr, haben viele immer noch nicht verstanden. Wir haben für diesen Podcast mit Wegbegleitern von George Michael gesprochen, wie Steve Norman von Spandau Ballet, der George schon aus Jugendzeiten kennt. Der ehemalige Wham!-Manager Simon Napier-Bell hat uns ein Interview gegeben und auch der legendäre MTV-Moderator Ray Cokes, der George oft getroffen hat, ist mit dabei. Die Geschichte von George Michael, wie ihr sie noch nie gehört habt: Wir wünschen viel Spaß!
George Michael – da denken viele an Wham!, an das legendäre “Faith”-Album, das Video mit den Topmodels oder den Cruising-Skandal. Doch das ist nur ein kleiner Teil des Lebens dieses Ausnahmetalents. Der Podcast erzählt von seiner Karriere voller unglaublicher Höhen und dramatischen Tiefen – und von dem weitestgehend unbekannten Menschen hinter der glitzernden Pop-Fassade. „The Story of George Michael” geht auch der Frage nach: Wie kann es sein, dass auch dieser 80er-Megastar, genauso wie Michael Jackson, Whitney Houston oder Prince viel zu früh sterben musste? Und vor allem feiern wir in “The Story of George Michael” einen begnadeten Musiker, Sänger und Songwriter. Wie gut und wie außergewöhnlich talentiert dieser Mann wirklich wahr, haben viele immer noch nicht verstanden. Wir haben für diesen Podcast mit Wegbegleitern von George Michael gesprochen, wie Steve Norman von Spandau Ballet, der George schon aus Jugendzeiten kennt. Der ehemalige Wham!-Manager Simon Napier-Bell hat uns ein Interview gegeben und auch der legendäre MTV-Moderator Ray Cokes, der George oft getroffen hat, ist mit dabei. Die Geschichte von George Michael, wie ihr sie noch nie gehört habt: Wir wünschen viel Spaß!
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